4.3
Von Las Vegas zum Death Valley NP
(S. 111 ff., Kalifornien)
Tag 29
(siehe Anlage S. 18 – 19)
Aus
dem Spielerparadies führen die nächsten ca. 700 km
durch höchst unterschiedliche Land-schaften, von der
tiefsten Stelle bis zum Fuß des höchsten Punktes der USA
außerhalb von Alaska (Mt. Whitney, 4415' m), durch
staubtrockene Wüstentäler bis zu den feuchten
Wald-hängen der Sierra Nevada mit ihrer herrlich klaren
Bergluft. Und das alles in nur einem Bundesstaat:
Kalifornien hat uns endlich wieder.
Death
Valley: Je nach Zeit und Hitze fährt man im Tal
zusätzliche 60 bis 120 Meilen zu den ca. 430 Meilen
reine Wegstrecke. Der Weg zum Dantes View ist für
Fahrzeuge über 7,7 m Länge nur für die erste Hälfte
zugelassen. Die Klimaanlage nicht permanent und nicht
auf vollen Touren laufen lassen, sonst besteht die
Gefahr der Motorüberhitzung.Die Zeit nicht
unter-schätzen, die man zum Überqueren der steilen und
kurvigen Sierra westlich des Lake Isabella braucht.
Schon
kurz hinter Las Vegas - auf der US 95 nördlich
Richtung Beatty und Tonopah -wird nach der glitzernden
Nacht deutlich, daß Vegas ebenfalls nur ein großes
Wüstennest ist, wenn auch mit Neongeschmack. Bereits am
Stadtrand wird es wieder staubig, steinig und alles in
allem nur mäßig spannend. So geht es 87 Meilen bis links
der Abzweig zur State 373 kommt. Praktischer-weise liegt
direkt an dieser Ecke in Richtung Death Valley Junction
ein kleiner Rastplatz. Auf der 373 fährt man
vorbei an Amargosa Valley bis zur Staatsgrenze von
Kalifornien, dort heißt die Straße dann 127;
nicht für lange, denn nach sieben Meilen wird Death
Valley Junction erreicht und man biegt rechts auf die
State 190 ab, die unweigerlich ins ominöse Tal des Todes
führt.
Death Valley Junction;
das ist der Stoff, aus dem Fellini-Filme sind. Ein
verlassenes Wüsten-dorf mit weißen Kolonnadenbauten, ein
theater, in dem seit Jahren nur der Staub tanzt. In
diesem Szenario landete vor mehr als 25 Jahren eine New
Yorker Tänzerin von Mitte 40, des Herumtin-gelns und
ihrer unbedeutenden Karriere müde. Eine Reifenpanne
hielt sie fest, und als der Scha-den behoben war, wußte
sie, hier wird sie bleiben. Dieses Theater wird sei
herrichten und bespie-len – ob mit Publikum oder ohne.
Das ist die Geschichte der Marta Becket und des
Amargosa Opera House, in dem die
Tänzerin jedes Wochenende pünktlich vor den Vorhang
tritt, steppt und schwebt, in verschiedene Kostüme
schlüpft und doch immer nur ein Thema spielt: sich
selbst. Selbst wenn der Zuschauerraum gähnend leer ist,
stellt sie sich zur Schau. Ihr Publikum hat sie sich an
die Wände gemalt – eine ganze Hofgesellschaft sitzt auf
den Rängen, Putten mit goldgelockten Haaren blicken von
der Decke – und im Zentrum dreht sich Marta, eine
70jährige im rosa Ballerinaröckchen, mitten in der
Wüste. Das muß man gesehen haben – nicht der
künstlerischen Leistung wegen.
Kurz nach der Parkeinfahrt zweigt links die Stichstraße
zum Dantes View ab, 10 Meilen weiter geht
es links ab zum Devils Golf Course und
nach Bädwater. Auf dem Rückweg Richtung
Nor-den ist es empfehlenswert, den kleinen Bogen des
Artists Drive mit seiner perfekt in die
Land-schaft eingebetteten »Farbpalette« zu fahren.
Nachts in der Wüste
Im Kreuzungsbereich am Ort Furnace Creek befinden
sich Visitor Center, Campingplatz, Fumace Creek Inn und
die etwas komfortablere Furnace Creek Ranch, wo
wir übernachen werden. Abends bei Stovepipe
Wells nicht die golden schimmernden
Sanddünen im weich werdenden Wüstenlicht verpassen.
Durch das Tal des Todes
Es gibt einen Platz im Westen, da können die
Temperaturen im Sommer auf über 50°C im Schat-ten
steigen - mit nur einem Problem: Schatten ist
Mangelware. Wasser, Hut und Sonnenschutz - hier ist
diese Ausrüstung wichtiger als vielleicht irgendwo sonst
in den USA. Hiervon soll man sich aber nicht abschrecken
lassen, sondern das trotz der bedrohlichen Bezeichnung
sehenswerte Death Valley entdecken.
Außergewöhnliche Geographie
Allein die Ortsnamen verlangen Respekt - ein Beispiel
ist Dantes View. Die Aussicht von dies-em über 1600 m
hoch liegenden Punkt (Fahrzeuge über 7,7 m Länge dürfen
nur die erste Hälfte des Weges befahren) hätte den
Dichter der »Göttlichen Komödie« wohl gut und gerne zu
seiner Beschreibung der Vorhölle inspirieren können.
Extrem: Tief unten der wüstenhafte Salztümpel von
Badwater - immerhin liegt hier mit 86 m un-ter
Meeresniveau der tiefste Punkt der USA - gegenüber der
Gipfel des oft schneebedeckten 3368 m hohen
Telescope Peak. Ein weiteres Beispiel ist
Devils Golf Course. Das Handicap auf diesem
Golfplatz muß wahrlich ein teuflisches sein: Heißt er
so, weil man um die vielen scharf-kantigen Salzblöcke
unmöglich herumspielen, oder weil nur der Leibhaftige
selbst hier den Schläger schwingen könnte? Auch ein
anderer Aussichtspunkt übt eine ähnliche Faszination aus
und hat den Filmregisseur Michelangelo Antonioni
inspiriert - vor einer Generation drehte er dort »Zabriskie
Point«.
Ubehebe
und Little Hebe Crater nördlich der
malerischen Sanddünen zeugen schließlich von den
Urkräften im Erdinneren, die hier im Nordtteil des Parks
gar nicht so tief im Verborgenen schlummern. Seinem
abschreckenden Namen zum Trotz: Das „Tal des Todes“ ist
das reizvollste Wüstengebiet Kaliforniens, das durch
seine Vielfalt von Landschaftsformen überrascht. Von
stumpfgrüner Vegetation überzogene Seitencanyons, mit
bizarren, spitzen Steinformationen be-deckte Flächen,
Salzwüsten und Berge, von denen man einen herllichen
Blick über das 30 km breite und 200 km lange Tal hat,
dessen Grund an einer Badwater“genannten
Stelle 86 m unter dem Meeresspiegel liegt. Eine der
schönsten Straßen den Park, die man allerdings nicht mit
dem PKW befahren, sondern nur im Rahmen geführter Touren
kennenlernen kann. In dieser Gegend wurde früher Bergbau
betrieben, auf der zu Nevada gehörenden Seite liegen
einige sehenswerte Geisterstädte.
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