3.4 Grand Canyon
NP Tag 13
(siehe Anlage S. 20 - 23), (S. 27
ff)
Auf Du mit dem Weltwunder
So früh auf wie möglich aufstehen, wann immer es geht
und den Sonnenaufgang, der die Berg-gipfel rosa färbt.
Und ein richtiges American Breakfast mit Spiegeleier und
Speck schmeckt sowieso erst nach einem »One-Hour-Drive«
(ca. 60 Meilen).
Welche
Superlative soll man für diese Schlucht anbringen, in
der der Colorado River über Jahr-tausende ganze Arbeit
geleistet hat? Es mögen noch so viele Touristen
herkommen, sobald man an den Rand des Canyons tritt,
kehrt eine seltsame Ruhe ein, die nur hier und da durch
den Wind unterbrochen wird. Ein Tipp: Nachts,
hoffentlich bei Mondschein, wenn es wirklich ruhig ist
und kein Wind geht, kann man die Stille quasi »hören«.
Dann ist der Herzschlag und das Rauschen des Blutes das
einzige Geräusch weit und breit: Kein Auto, kein
Flugzeug, kein Tier und kein Mensch lärmt. Und über
allem ein Sternenhimmel, der seinesgleichen sucht.
Nur mit Muse in die Tiefe
Der
Blick von oben ist schon großartig genug, aber so
richtig spektakulär wird es erst, wenn man sich in die
abgründigen Tiefen der Schlucht begibt. Dazu muß man
allerdings Zeit haben, gut in Form sein und an die
Überlebensregeln in den Schluchten denken: Wasser,
Sonnenschutz und Hut, dazu Salzhaltiges und weitere
Verpflegung, außerdem nicht in der vollen Hitze wandern.
Je tiefer man in den Bauch der Erde hinunter steigt,
desto heißer wird es; im Sommer herrschen leicht bis an
die 50°C! Die Parkverwaltung rät ausdrücklich davon ab,
an einem Tag hinunter zum Colorado und zurück wandern zu
wollen, denn der Rückweg dauert doppelt so lange wie der
Hinweg, und schon der hat es in sich.
Eine
gute Alternative ist, die vom Visitor Center aus
angebotenen Ranger-Programme und ge-führten Wanderungen
mitzumachen, so erfährt man am meisten über die
großartige Natur und die aktuelle Situation im Park.
3.5
Grand Canyon – Wupatki NM – Sunset Krater – Sedona -
Flagstaff Tag 14
Ostwärts
aus dem Nationalpark hinaus führt die State 64
vorbei an weiteren schönen Aussicht-spunkten und trifft
bei Cameron auf die US 89, die man nach Süden
Richtung Flagstaff fährt. Linker Hand begleiten uns die
Ausläufer der Painted Desert, bevor wir nach 20 Meilen
links zum Wupatki National Monument abbiegen.
Rote Häuser, roter Krater
Hier siedelten zwischen 1100 und 1250 die Vorfahren
der Hopi-Indianer und hinterließen in kar-ger
Sandsteinlandschaft über hundert rote Ruinen, darunter
mehrgeschossige Gebäude, einen Ballspielplatz und eine
Art »Burg«. Nach Weiterfahrt auf dieser Straße kommt man
an den Sunset Crater. Vor knapp tausend Jahren
sollen Lava-, und Ascheeruptionen dieses National
Monuments die Bewohner von Wupatki vertrieben haben. Der
letzte Vulkanausbruch warf auf die pechschwarzen Hänge
einen roten Bimsschleier, der fotogen in der Abendsonne
leuchtet. Ein Rundweg führt an eine kleine Höhle, in
dieser Ice Cave findet sich bis tief in den Sommer
hinein noch Eis. Nach drei Meilen sind wir wieder auf
der US 89 und wenig später in Flagstaff.
einchecken im Motel6 Butler Avenue.
Atempause in der Zivilisation
Mit
46.000 Einwohnern ist Flagstaff die größte Stadt
zwischen Phoenix und Salt Lake City. ih-ren
Wildwest-Charme, der nach wie vor viele Touristen
anzieht, hat sich die Stadt erhalten. Die Hauptstadt
Nordarizonas eignet sich gut zum Übernachten und Vorräte
auffüllen. Auch Aus- und Essengeben ist in der Downtown
der Universitätsstadt an der berühmten Route 66
nett, hat sie sich doch ein wenig »Get-your-kicks«-Flair
bewahrt. Flagstaff liegt 2000 m hoch, der oft
schnee-bedeckte Humphrey's Peak gleich hinter der Stadt
reicht gar bis auf 3860 m Höhe.
Im nostalgischen, 1927 erbauten Hotel Monte Vista,
das direkt im historischen Zentrum liegt, haben u.a.
schon Clark Gable, Teddy Roosevelt, Spencer Tracy, Gary
Cooper, John Wayne, Humphrey Bogart übernachtet, um nur
einige zu nennen. Das Hotel ist durch eine Spendenaktion
der Bevölkerung entstanden. Man wollte die Stadt für den
Tourismus attraktiver machen und hat innerhalb kürzester
Zeit 200.000 $ für den Hotelbau zusammen gehabt. Die
Zimmer sind auch heute noch originalgetreu und mit viel
Charme eingerichtet.
Falls die Zeit reicht als Abstecher (I 40 Ausfahrt 204)
noch 25 Meilen die State 89A südlich nach
Sedona fahren. Kurz vor den Serpentinen hinab in
eine Schlucht gibt es an einem Aussichts-punkt
viele Stände mit Indianerschmuck. Das hübsch zwischen
die rot getönten Felswände des Oak Creek Canyons
gebettet und touristisch gut ausgebaute Sedona steht
nicht nur bei Esoterikern in bestem Ruf
(elektro-magnetische Verhältnisse sollen zusätzliche
Energien freisetzen), auch viele Wochenendausflügler und
Ruheständler schätzen den Ort zum Bummeln, Einkaufen,
Essen gehen - und nicht zuletzt zum Wohnen. Im Sommer
laden die State Parks Slide Rock oder Redrock Crossing
zu einem erfrischenden Bad ein.
Dann zurück nach Flagstaff zum Übernachten.
3.6
Die Navajos - quasi-souveräne Nation mitten in den USA
»Ya
At Eeh« bei den Navajos. Soll heißen: Willkommen beim
größten Stamm des amerikanischen Südwestens. In der
Reservation gilt kein National Parks Paß, dafür aber
eine andere Zeit.
Schon
die Sommerzeit ist ein Zeichen der Individualität der
Navajo-Nation: Im Gegensatz zum restlichen Arizona muß
man in der Indianer-Reservation von April bis Oktober
die Uhr eine Stunde vorstellen. Die Navajos bzw. »Dine«,
das Volk, wie sie sich nennen, sind athabaskischen
Ursprungs und stammen aus Kanada. Unter dem Einfluß der
Puebloindianer, den Nachfahren der Anasazi, von denen
Ruinen wie Mesa Verde zeugen, übernahmen sie deren
Feldbaumethoden, von den Europäern die Viehzucht. Etwa
170 000 Menschen leben heute in der 64 000 km2
gros-sen Reservation (ca. dreimal so groß wie Hessen),
Hauptstadt ist Window Rock auf der Grenze zwischen
Arizona und New Mexico. Das Volk ist demokratisch
organisiert und hatte von jeher Räte und Abgeordnete.
Nicht nur unter diesen strittig ist die Ausbeutung der
Natur: der land-schaftsfressende Kohletagebau auf der
Black Mesa oder die luftverpestenden Kohlekraftwerke,
die gegen harte Dollars Strom für die Klimaanlagen des
»Weißen Mannes« produzieren.
Die Navajos verwalten den Canyon de Chelly, Four Corners
und Monument Valley und profitieren so vom Tourismus im
Südwesten. Häufig sieht man Holzbuden, wo
Navajo-Teppiche und Schmuck angeboten werden. Die
Echtheit der Souvenirs wird immer öfter mit einem
kleinen Zertifikat, Namen und Foto des Künstlers
dokumentiert, um Fernostimporte zu entlarven. Be-sonders
die früher als Kultobjekte benutzten Kachinapuppen und
die aus Leder, Schnur und Fe-dern gefertigten
Traumfänger sind beliebte Mitbringsel. Eine kulinarische
Erinnerung ist die Spezialität Navajo Fry Bread oder
Navajo Taco, eine Art gefülltes Fladenbrot, nach dem man
kaum noch ein Dessert braucht. Zwei wichtige
Verhaltenstipps: Respektiere die Privatsphäre und halte
nicht ungefragt mit der Kamera auf Personen. Alkohol
muß in den Kofferraum, darauf hat die eigene Polizei der
Navajo-Nation ein Auge.
Gute Cowboys und böse Indianer?
Dieses Klischee wurde von John Ford, dem weltweit wohl
größten Westernregisseur, im Laufe seiner langen
Karriere revidiert. Der Entdecker John Waynes
respektierte nicht nur Cowboys und Kavallerie, sondern
auch die Navajos und andere Stämme. Dies kam besonders
in seinen Filmen »Ringo«, »Der Teufelshauptmann« und
»Der schwarze Falke« zum Ausdruck. Sein
Lieblings-drehort war Monument Valley, dessen rote
Tafelberge für Millionen das Bild vom Westen ge-prägt
haben. Und ohne die Navajos wären seine Western niemals
dasselbe gewesen: Der be-rühmte Medizinmann Hastiin
Tso soll über Jahre hinweg gutes Wetter für Fords
Dreharbeiten gemacht haben.
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